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Demografie- oder Image-Probleme?

Die Zahl der Ausbildungsverträge ist im Buchhandel im vergangenen Jahr dramatisch eingebrochen. Während der Schnitt über alle Einzelhandels-Sparten hinweg bei minus 5,7% lag, gab es im Sortiment rund ein Drittel weniger Verträge.

Wie der Börsenverein meldet, führt die Bildungsstatistik des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) für 2012 insgesamt 443 neue Ausbildungsverträge für angehende Buchhändler auf, rund ein Drittel weniger als 2011. Demgegenüber blieb das Berufsbild Medienkaufmann/Medienkauffrau Digital und Print einigermaßen stabil: 872 (2010: 792, 2011: 925). 

2011 hatte sich die Zahl der Ausbildungsverträge im Sortiment noch stabilisiert: 650 Verträge, nur sechs weniger als 2010. Davor hatte es jedoch ebenfalls einen Rutsch gegeben: Von 2008 bis 2009 verzeichneten die Statistiker ein Minus von 24%. Besonders dramatisch sieht das große Bild aus: Verglichen mit 2008 ist die Zahl der Verträge 2012 um über 41% gesunken.  
Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin im Börsenverein, verweist auf die demografische Entwicklung, die auch im Buchhandel Auswirkungen zeige. In vielen Regionen und Städten hätten Buchhändler häufig Probleme, ausreichend gut ausgebildete Bewerber zu finden. Wie attraktiv die Branche sei, das wüssten viele junge Menschen oft nicht. Kolb-Klausch wirbt in diesem Zusammenhang bei den Sortimentern um eine Teilnahme an der bundesweiten Buchmarketing-Kampagne. Dies sei eine gute Möglichkeit, die Außendarstellung der Buchbranche positiv zu unterstützen.

 Angesichts der fatalen Zahlen appelliert Andrea Nunne, Sprecherin des Arbeitskreises unabhängiger Sortimente im Börsenverein, an Buchhändler, weiter in das Thema Ausbildung zu investieren. „Von einem Ausbildungsverhältnis profitiert längst nicht nur der Auszubildende. Die Buchleidenschaft von jungen Nachwuchskräften inspiriert Ausbildungsbetriebe und bringt uns jede Menge neue Ideen in die Buchhandlung.“

Fruchtet die neue Ausbildungsordnung noch nicht?

In einer Pressemitteilung lobt Kolb-Klausch außerdem die 2011 überarbeitete Ausbildungsordnung (Rahmenlehrplan und Ausbildungsrahmenplan können unter www.ausbildung-buchhandel.de heruntergeladen werden): „Buchhändler ist ein moderner Medienberuf. Die Ausbildung kann sich durchaus mit anderen Trendberufen messen.“

Rückblick: Nach langwierigen Hickhack rund um die Neuausrichtung der Ausbildungsordnung für Buchhändler hatte der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung vor zwei Jahren grünes Licht gegeben. Ab August 2011 flossen die neuen Schwerpunkte in die Ausbildung ein. Hoffnung des Börsenvereins: die Ausbildungskrise im Handel entschärfen.

Im Vorfeld der modifizierten Ausbildungsordnung hatte Kolb-Klausch im Herbst 2009 dem Branchenparlament eine Umfrage präsentiert, nach der sich in den Köpfen vieler junger Schulabgänger ein schlechtes Image des Sortimenters verfestigt hatte: von vorgestern, perspektivlos und schlecht bezahlt.

Kommentare

1 Kommentar zu "Demografie- oder Image-Probleme?"

  1. Etwas verspätet, aber dennoch: Da viele Buchhändler (wie es auch in anderen Teilen des Einzelhandels üblich ist) ihre Azubis als billige Arbeitskräfte benutzen (mißbrauchen), wundert mich das nicht. Und Frau Kolb-Klausch scheint m.E. immer noch nicht diese Zeichen erkannt zu haben.

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