Umkämpfte Buchlogistik: Versandmarktführer Amazon hat sich im Herbst von den Verlagen viele Buchpaletten nach Polen liefern lassen, um im Weihnachtsgeschäft besser gegen Streikfolgen geschützt zu sein. Mit ganz anderen Herausforderungen kämpft Auslieferungs- und Großhandelsmarktführer KNV, der seine neue Technik und Abläufe nicht in den Griff bekommt.
Mit dem neuen Logistik-Zentrum in Erfurt haben sich die geschäftsführenden KNV-Gesellschafter Oliver Voerster und Frank Thurmann ein 150-Mio-Euro-Mammutprojekt unter den Tannenbaum gelegt. Die Bescherung: Seit dem Start – ausgerechnet in der heißen Phase des Weihnachtsgeschäfts – knirscht es erheblich im Getriebe.
Probleme mit der IT und ständige Justierungsarbeiten an dem hochkomplexen Logistik-System, bei dem die Komponenten Verlagsauslieferung und Barsortiment auf dieselbe Ware zugreifen, haben erhebliche Auswirkungen. Buchhändler klagen massiv über ausbleibende oder verspätete Lieferungen. KNV setzt zusätzliche Lkw ein, verstärkt außerplanmäßig die Mannschaften und verschickt Entschuldigungsbriefe. Dahinter die bange Frage: Bleiben die genervten Kunden bei der Stange?
Bei der Ankündigung der Großoffensive hatte Voerster 2011 seine buchlogistische Konzentrationsprognose („4+2“) formuliert, wonach der Markt mittelfristig unter vier Verlagsauslieferungen und zwei Barsortimenten aufgeteilt werde. Bisher gibt es aber nur kleinere Rochaden:
- Die Umbreit-Verlagsauslieferung zieht im Juli 2015 unter das Dach der Brockhaus Commission.
- Der Logistiker Rhenus ködert Verlage mit der Option, kostengünstiger über die Rhenus-Standorte in Polen nach Deutschland liefern zu lassen. Rhenus ist durch die Abgänge von De Gruyter, MITP und Weka Media zu Sigloch unter Druck.
Die bisherigen Teile des buchreport.de-Jahresrückblicks:
Kommentar hinterlassen zu "Die anfällige Logistik"