Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 18. Oktober 2015, in der Paulskirche statt und wird live im ZDF übertragen.
Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.
In der Begründung des Stiftungsrats heißt es:
„Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2015 an Navid Kermani. Der deutsche Schriftsteller, Orientalist und Essayist ist eine der wichtigsten Stimmen in unserer Gesellschaft, die sich mehr denn je den Erfahrungswelten von Menschen unterschiedlichster nationaler und religiöser Herkunft stellen muss, um ein friedliches, an den Menschenrechten orientiertes Zusammenleben zu ermöglichen. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, in denen er Fragen der Mystik, der Ästhetik und der Theodizee insbesondere im Raum des Islam nachgeht, weisen Navid Kermani als Autoren aus, der mit großer Sachkenntnis in die theologischen und gesellschaftlichen Diskurse einzugreifen vermag. Die Romane und Essays von Navid Kermani, insbesondere aber auch seine Reportagen aus Krisengebieten zeigen, wie sehr er sich der Würde des einzelnen Menschen und dem Respekt für die verschiedenen Kulturen und Religionen verpflichtet weiß, und wie sehr er sich für eine offene europäische Gesellschaft einsetzt, die Flüchtlingen Schutz bietet und der Menschlichkeit Raum gibt.“
Am heutigen Donnerstag, 18 Juni, liest Kermani aus seinem Buch „Große Liebe“ (Hanser) in Meckenheim, im Katholischen Bildungswerk und Familienbildungswerk im Rhein-Sieg-Kreis. Am Freitag, 19. Juni, tritt der Autor bei den Literaturtagen in Wiesbaden auf.
Der Börsenverein hat folgende Informationen zu Kermani zusammengestellt:
Navid Kermani, geboren am 27.11.1967 in Siegen, studierte Islamwissenschaften, Philosophie und Theaterwissenschaft. Bereits mit seiner Dissertation „Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran“ sorgte er 1999 im Feuilleton und in der Fachpresse für Aufmerksamkeit. Neben seiner Tätigkeit als Dramaturg am Theater an der Ruhr in Mühlheim (1994/95) und am Schauspielhaus Frankfurt (1998/99) schrieb er zudem regelmäßig Literaturkritiken und Reportagen. 1994 gründete er in Isfahan das erste internationale Kulturzentrum, das infolge von Spannungen im deutsch-iranischen Verhältnis 1997 wieder schließen musste.
Nach einem Forschungsaufenthalt am Berliner Wissenschaftskolleg und der Veröffentlichung von „Das Buch der von Neil Young Getöteten“ (2002) und „Schöner neuer Orient. Berichte von Städten und Kriegen“ (2003) hat sich Kermani entschieden, fortan als freier Schriftsteller zu arbeiten. Gleichwohl habilitierte er sich 2005 im Fach Orientalistik mit der grundlegenden Studie „Der Schrecken Gottes – Attar, Hiob und die metaphysische Revolte“. 2010 hielt Kermani die Frankfurter Poetikvorlesungen, ein Jahr später erschien sein Roman „Dein Name“, für den er mit dem Joseph-Breitbach-Preis (2014) geehrt wurde. 2014 analysierte er in einer vielbeachteten Rede vor dem Deutschen Bundestag anlässlich der Verkündung des Grundgesetzes vor 65 Jahren dessen normative Kraft und kritisierte zugleich die deutsche Asylgesetzgebung.
Die literarischen Arbeiten Kermanis, die im Ammann Verlag und seit 2011 im Carl Hanser Verlag erschienen sind, thematisieren wie zuletzt in „Große Liebe“ (2014) die Grundfragen und Grenzerfahrungen der menschlichen Existenz wie Liebe und Sexualität, Verzückung und Tod. Wie in „Zwischen Koran und Kafka. West-östliche Erkundigungen“ (2014) sind die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen, im Verlag C.H. Beck herausgegebenen Bücher der Koran und die islamische Mystik. Zudem berichtet er in zahlreichen Reportagen aus Kriegs- und Krisengebieten, die unter anderem in „Ausnahmezustand. Reisen in eine beunruhigte Welt“ (2013) erschienen sind.
Für sein Werk und das gesellschaftliche Engagement hat Navid Kermani weitere Preise erhalten, darunter Hessischer Kulturpreis (2009), Hannah-Arendt-Preis (2011), Buber-Rosenzweig-Medaille (2011), Heinrich-von-Kleist-Preis (2012), Kölner Kulturpreis (2012), Cicero-Rednerpreis (2012) sowie den Gerty-Spies-Literaturpreis (2014).
Navid Kermani lebt seit 1988 in Köln und ist mit Katajun Amirpur verheiratet, die als Professorin für Islamwissenschaft an der Universität Hamburg lehrt. Das Paar hat zwei Töchter.
Die Verleihung des diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Navid Kermani ist von der Jury eine gute Wahl.
Kermani legt doch mit seinem literarischen Werk sogenannte
Ecksteine für die Verständigung unter den Völkern.
Auch die Begriffe ,Menschlichkeit` und ,Würde des einzelnen Menschen` kommen in seinem Werk zur Geltung, so die Meinung der Jury zur Findung des Preisträgers.
Vielleicht können die Bücher von Kermani auch Wege aufzeigen wie Menschen die einen unterschiedlichen Glauben haben in der Zukunft ohne Gewalt und Streit versuchen gemeinsam ihr Leben zu gestalten.
Es wäre für die nahe Zukunft in unserer Welt sehr schlimm und auch negativ, wenn ganze Völker nur aus ihren Unterschieden aus dem Verstehen von Glaubensfragen nur weiterhin Kriege und Zerstörung weiter schüren.
Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang die die bedeutende Islamwissenschaftlerin, Frau Prof. Dr. Annemarie Schimmel, die versuchte die Religion des Islam zu deuten und den Menschen der Gegenwart etwas zu erklären.
Insgesamt ist es auf der Erde ein großer Skandal, dass sich ganze Völker nur aus Glaubensgründen auslöschen und vernichten wollen. Sie scjhrecken aber da nicht auf Angriffe von anderen Ländern zurück.
Ein anderer und sehr wichtiger Aspekt sind die ständigen Waffenlieferungen an Länder, die Kriege führen. Damit werden doch nur noch mehr Spannungen zwischen den Nationen und anderen Staaten erzeugt.
Mögen die Bücher von Navid Kermani neue Leser/innen finden, die sich auch für eine Verständigung der Menschen und Staaten einsetzen.
,Friede` , ,Vernunft` und auch ,Verstand` sind doch große Werte, die immer wieder neu erlernt und angewendet werden sollten.
Mögen die Bücher und Schriften von Navid Kermani auch in einer richtigen Sehweise verstanden werden, um eben auch zu einer sinnvollen Verständigung zwischen den Menschen zu helfen.
Jedes Suchen und Auffinden des Friedens hat nur dann einen festen Sinn, wenn er, z. B. auch in den Familien, also im Elternhaus und in den Schulen umgesetzt wird.
Es lohnt sich, die Gedanken des Friedens hochzuhalten.
Jeder Einsatz lohnt sich dann, wenn es Menschen gibt, die sich für etwas begeistern können.
Und wenn es nur darum geht, sich mit Gott zu befassen oder bei sich in der Familie oder am Arbeitsplatz Streit zu schlichten.
Dann leuchtet auch plötzlich der Einsatz von Kermani hervor, der doch immer wieder versucht, die existierenden Glaubensrichtungen in seinen Ausführungen usw. zu erklären.
Und lassen wir die Werte: ,Menschenwürde, ,Vernunft` und auch den ,Verstand` neu aufleuchten.
Überwiegend sind wir Menschen wie Suchende in dieser Welt.
Und dieses Suchen gelingt eben nicht in ständigen Zerwürfnissen, sondern in einem gemeinsamen auf dem Weg des Lebens neu zu gehen.
Wir Menschen sind auf diese Erde geboren worden, um die Erde jetzt nicht langsam zu vernichten, sondern mit Mut, Hoffnung und Zuversicht aus dem Glauben heraus, sich für eine bessere Welt und eine gute Umgebung einzustehen.
Dazu sind aber auch die ,Vernunft` und der ,Verstand` zur Bildung und Ausformung neuer Ideen und Gedanken von Vorteil und dann
richtig zu benutzen.
H. Kraft