Der stationäre Buchhandel leidet unter den Ladenschließungen der Lockdown-Phasen und darüber hinaus auch unter einer stärker zurückgehenden Kundenfrequenz. Der Standorthandel reagiert aber auch flexibel und findig auf die Krise. Während etwa Amazon im ersten Lockdown damit Schlagzeilen macht, dass Bücher zugunsten anderer Waren hinten angestellt werden, entwickeln stationäre Buchhändler einigen Ideenreichtum, mit dem sie trotz geschlossener Läden den Buchvertrieb aktiv halten.
Sie bauen lokale Lieferservices auf, packen „Quarantänepakete“ und „Survivalkits“ mit Lesestoff, installieren Abholstationen zum Teil in Partnerschaft mit Geschäften, die als Grundversorger geöffnet bleiben, und engagieren Fahrradkuriere. Werblich nutzen sie neben klassischen Werbemitteln Newsletter und Social Media wie Instagram, Facebook und Youtube, um Buchtipps zu verbreiten oder per Whatsapp-Videos live zu beraten. Sie organisieren teilweise auch Veranstaltungen unter Hygienebestimmungen an ungewöhnlichen Orten. Die Standortbuchhändler kommen so im stationären Geschäft besser durch die Krise als die großen Filialisten: Nach dem 1. Halbjahr liegen die Standorthändler nur 7,5% unter dem Vorjahresumsatz, während der Filialbuchhandel mehr als 25% Umsatz verliert.
Die buchhändlerischen Marketingaktivitäten zeigen Wirkung: Im Standortbuchhandel haben die seit Jahren zwar eingerichteten, aber vom Handel oft selbst nicht sonderlich forcierten White-Label-Shops der Buchgroßhändler zugelegt. Während des Lockdowns, aber auch nach Wiedereröffnung der Buchhandlungen ist das Online-Geschäft mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr, meldet etwa Libri im August. Dass die Umsätze der Online-Shops vieler stationärer Buchhandlungen steigen, ergibt auch eine buchreport-Umfrage im November, an der sich überwiegend kleinere Buchhandlungen beteiligt haben.
Von findigen Buchhändlern, über die Logistik bis zum Arbeitsplatz: buchreport blickt auf das Jahr 2020 zurück. Alle Themen 2020 finden Sie sukzessive hier im Überblick.
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