Was macht meine Buchhandlung aus? Wie erreiche ich eine neue Zielgruppe? Wie schaffe ich es, Mitarbeiter und Kunden von meinen Ideen zu überzeugen? Mehr Praxisbezug hat sich Veranstalter Libri für die 16. Ausgabe des Libri Campus auf die Fahnen geschrieben.
Nach dem zeitweiligen Stimmungstief infolge der „Quo vadis“-Studie gebe es inzwischen wieder positive Signale gerade für den Sortimentsbuchhandel, so Libri-Vertriebsleiter Bertram Pfister zum Auftakt am Montag, 6. Mai in Bad Hersfeld, vor den rund 130 Teilnehmern. Jetzt gehe es darum, daraus etwas zu machen. Im Zuge der Neuausrichtung des Libri Campus habe man versucht, die Forderung der Buchhändler nach mehr konkreten und direkt umsetzbaren Hilfestellungen umzusetzen. Pfister: „Wir wollen an den Kern gehen, an den Verkauf, an die persönliche menschliche Begegnung.“
Bei der inhaltichen Konzeption haben die Organisatoren dafür Kooperationspartner ins Boot geholt, die an den Nachmittagen jeweils konkrete Übungen mit den Teilnehmern durchführten. Dirk Zeiler vom Hamburger Beratungsunternehmen „Customer.Dating“, der bereits beim Branchenhackathon BookLab mit Libri zusammengearbeitet hatte, entwickelte für den Libri Campus gemeinsam mit Buchautor und Consultant Kai Platschke eine „Relevanzmethode“, bei der Buchhändler in 5 Schritten bzw. anhand von 5 Fragen konkrete Projekte entwerfen können:
- Meine Buchhandlung: Was macht meine Buchhandlung aus und wo liegen meine Stärken? Z.B.: „Mein Laden ist ein Raum, den ich Menschen für Themen zur Verfügung stelle. Ich mache nichts, was ich nicht selbst gerne mag.“
- Leute: Welche Personen möchte ich ansprechen? Laut Zeiler ist dies der Kern der Übung: Dabei wird ein Oberbegriff gewählt (z.B. Familie), der in drei Unterbegriffe geteilgt wird (z.B. Eltern, Großeltern, Kinder); im nächsten Schritt untergliedert man einen dieser Begriffe erneut (z.B. Großeltern: wohlhabend, Durchschnitt, ärmer) – so lange, bis man die Zielgruppe ganz konkret vor Augen hat.
- Themen: Welche Themen im Bezug auf die Zielgruppe kann ich schon bzw. traue ich mir zu, wofür interessiert sich die Zielgruppe und wo liegt die Schnittmenge?
- Meine Rolle: Was stelle ich für die Menschen dar, die ich erreichen will? Z.B. Gastgeberin für Jugendliche.
- Idee: Projektidee ausformulieren, inklusive der Umsetzung (Was braucht man dafür? Wie erreicht man die Leute?) sowie der Perspektive (Was kann dabei herauskommen? Z.B. Aufmerksamkeit in der Presse, neue Kooperationspartner etc.)
Wie die Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern verbessert werden kann, erläuterten Mediacampus-Geschäftsführerin Monika Kolb-Klausch und Nele Drewello am zweiten Tag. Weil sowohl der Libri Campus als auch der Mediacampus Fortbildungen zu denselben Themen und Problemfeldern anbieten, sei es sinnvoll, hier Kräfte zu bündeln und Synergien zu nutzen, erklärte Monika Kolb-Klausch. Ein gemeinsames Fortbildungsangebot auch über den Campus hinaus ist bereits fest vereinbart.
Unter dem Motto „Einfach machen! Von der Idee zur Tat“ hat der „LibriCampus Live“ auch organisatorisch einige Neuerungen eingeführt:
- Statt in Workshops arbeiteten die Teilnehmer nach den Key Notes und Best Practice-Beispielen jeweils an individuellen Ideen für die eigene Buchhandlung.
- Für mehr Interaktion zwischen den Teilnehmern sorgte der Libri-Laufsteg: Die Organisatorinnen Franziska Hampel und Caren Degen haben dafür eine neue Raumaufteilung gewählt, bei der sich das Publikum in zwei Gruppen gegenübersitzt (s. Fotos).
Für Auflockerung sorgten nicht zuletzt Robert Duchstein, Geschäftsführer der Buchhandung Reuffel (Koblenz), und Handelsexpertin Heike Scholz, Gründerin der Plattform „Zukunft des Einkaufens“, die das Programm moderierten (siehe auch das buchreport-Interview mit Heike Scholz). Sie lösten in diesem Jahr die langjährigen Moderatoren Arnd Roszinsky-Terjung und Andreas Meyer ab.
Die nächste Runde des LibriCampus Live findet am Donnerstag und Freitag, 9. und 10. Mai statt, anschließend wird das Feedback ausgewertet. Hier einige Impressionen aus der ersten Runde des LibriCampus Live (Fotos: Franziska Hampel, buchreport/EK):
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